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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Piz Bernina und andere Felsgiganten

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Bereits seit geraumer Zeit stand bei einigen Bergfreunden ein Termin fest im Kalender: Zwei Wochen Bergtouren in den Sommerferien. Angemeldet bei der Böcklerschen Führungstour waren einige schöne Ziele geplant. Nachdem krankheitsbedingt und wegen schwindender Teilnehmerzahl die Führungstour ausfallen musste, wurde kurzerhand umdisponiert: Mira, Elmar, Frank und ich wollten es nun auf einer privaten Kameradschaftstour richtig krachen lassen. Das Ziel: Erstmal egal. Hauptsache Berge. Am besten dort, wo das Wetter am schönsten ist. Im Vorfeld kochte bereits die Gerüchteküche: Da geisterten Grindelwald und der Eiger, Sulden und der Ortler, die Dauphiné-Alpen und natürlich Pontresina und der Piz Bernina durch unsere Köpfe.

Die finale Entscheidung sollte kurzfristig vor Ort und unter Zuhilfenahme modernster Hilfsmittel der heutigen Wetterprognosen (auch Smartphone genannt ;-)) getroffen werden. Die vergangenen Jahre haben uns dieses gelehrt, da eine ähnliche Gruppenkonstellation bereits in Träumen auf dem Matterhorn stand und sich wetterbedingt kurzfristig auf dem GR20 in Korsika wiederfand. Doch dieses Jahr sollte es anders kommen.

Um langsam in Tritt zu kommen sah unser Plan zu Beginn einen gemütlichen Einstieg und plaisirmäßiges Klettern vor. Hierzu fiel die Wahl auf die Glarner Alpen, genauer gesagt, die Kalkplatte des Brüggler und den Namenlosen Turm am Bockmattli. Ausgehend vom alpinen Camping im Schwändital kletterten wir Routen wie „Weihnachtsroute, 5a“, „Knorrli, 5a“ sowie die „Namenlosen Kante 5b“. Die ersten Tage kurz zusammengefasst: Der feste Fels am Brüggler überzeugte uns, was man vom Namenlosen Turm nicht behaupten konnte. Dennoch war das Einklettern durchweg gelungen.

Bl�mlisalp�berschreitung: Elmar auf dem schmalen Grat.Die folgenden Tage wurde es dann richtig alpin. Wir fuhren nach Kandersteg und stiegen noch am gleichen Tag auf zur Blümlisalphütte. Auf dem ohnehin schon deftigen Aufstieg wurden wir mit einem Platzregen herzlich willkommen geheissen. Das Nachtessen auf der 2.834m hoch gelegenen Hütte ließ dann aber alle Strapazen vergessen. Die für den folgenden Tag geplante Überschreitung Morgenhorn – Wyssi Frau – Blümlisalphorn fiel jedoch dem Wetter zum Opfer. Als Ausweichtour bestiegen wir die Wildi Frau, die mit einer interessanten Kletterstelle im III. Grad gut von der Hütte aus erreichbar ist. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag stimmte uns positiv, so dass der Wecker uns um 03:00 Uhr früh aus den Betten klingelte. Zusammen mit einer Hand voll anderer Anwärter starteten wir im Licht der Stirnlampen von der Hütte aus in südlicher Richtung auf den Blümlisalpgletscher und querten auf diesem in einer Linkskurve unter der Wyssi Frau entlang an den Fuß der NE-Flanke des Morgenhorns. In der nun aufgehenden Sonne stiegen wir bei guten Verhältnissen über den bis zu 45° steilen Rücken auf den Gipfel, den wir gegen 07:30 Uhr erreichten. Von hier aus sollte man eigentlich den weiteren Verlauf der Grattour bestens erkennen können. Doch aufziehende schwarze Wolken verwehrten uns den Anblick und ließen erste Zweifel aufkommen, ob die Überschreitung ohne zu großes Risiko durchzuziehen ist. Dem Wetter trotzend kämpften wir uns über einen unangenehm abzukletternden Felsriegel auf den nun immer schmaler werdenden Firngrat. Es ging über überhängende Wechten weiter aufwärts zur 3650m hohen Wyssi Frau. Die nun starke Wolkenbildung ließ den Verbindungsgrat in Richtung Blümlisalphorn nur erahnen, so dass die Entscheidung zum Abbruch fiel. Der nun folgende Abstieg über den teilweise stark ausgeaperten NW-Grat der Wyssi Frau hatte es jedoch in sich. Die heiklen Felsen im oberen Bereich waren dank Sicherungsstangen gefahrlos zu bewältigen. Das Fehlen der Stangen im unteren Bereich machte es noch mal spannend, doch Elmar konnte einen „bombensicheren“ letzten Abseilstand finden, an dem wir alle sicher auf den Gletscher abseilten. Bei auflockerndem Wetter ging es zurück zur Hütte und weiter abwärts ins Tal nach Kandersteg. Am Abend merkte jeder von uns die knapp 2.500m Abstieg in den Der gewaltige Schijenstock S�dgrat.Beinen.

Nach einer erholsamen Nacht wurde am nächsten Tag das nächste Ziel angesteuert: Das Göschener Tal in den Urner Alpen. Hier lockt die Bergseehütte mit ihren Genusskletterrouten. Das Panorama und die Lage der Hütte sind wirklich klasse und jedem zu empfehlen. Elmar und Mira entschieden sich dazu, den Bergseeschijen über den Südgrat zu erklettern, eine 10-Seillängen lange Kletterei über eine ausgesetzte schmale Gratkante. Bei Zeiten waren sie am Gipfel und zurück auf der Hütte. Hier konnten sie noch etwas die Sonne genießen und die andere Seilschaft mit dem Feldstecher bei der „länger andauernden“ Arbeit beobachten. Gemeint sind Frank und ich.  Wir hatten uns für die Besteigung des Schijenstocks über den Südgrat entschieden. Die Tatsache, dass sie von Toni Fullin sanft saniert wurde, liess bei uns die Hoffnung aufkeimen, dass unterwegs Sicherungen zu finden sein könnten, was sich jedoch als Trugschluss erwies. Vielleicht hätten wir die Aussage im SAC-Führer „Der Grat wird vielfach unterschätzt, woraus dann sehr lange Kletterzeiten resultieren“ doch nicht überlesen sollen. Teilweise am kurzen Seil, teilweise sichernd durchkletterten wir den Grat Meter um Meter um nach 9 Stunden reiner Kletterzeit gegen 18:00 Uhr am Gipfel zu stehen. Der Abstieg durch das schneedurchzogene Couloir verlangte noch mal höchste Konzentration. Am Ende des Couloirs erwartete uns Hüttenwirt Toni Fullin höchstpersönlich, um uns zur Hütte zurück zu begleiten. Von Toni erfuhren wir bei einem Bier, dass die Tour mit ihren 36 Seillängen extra alpin und ohne Sicherungen belassen wurde, um die Ursprünglichkeit zu bewahren. Was die Route im Führer plaisir® Ost zu suchen hat, ist uns immer noch ein Rätsel. Sie wird uns aber sicher ewig im Gedächtnis bleiben.

Im Aufstieg zur Tschiervah�tte mit Blick auf Biz Bernina und Piz RosegDie nächsten beiden Tage verlagerten wir uns ins Bergell auf einen schönen Campingplatz. Das aufgezogene schlechte Wetter liess zwar keine Touren zu, aber dafür etwas Luft zum verschnaufen und planen. Der Wetterbericht versprach für die nächsten Tage Traumwetter im Engadin und wir entschieden uns dazu, zum Abschluss des Urlaubs in der Bernina-Gruppe ordentlich Gas zu geben. Also nichts wie los nach Pontresina und weiter zu unserem ersten Stützpunkt auf 2.583m: Der Tschiervahütte. Das Ziel für den folgenden Tag war auch schnell bestimmt: über den Eselsgrat auf den imposanten 3.937m hohen Piz Roseg. Logischerweise hatte sich das gute Wetter nicht nur zu uns durchgesprochen und die Hütte war prall gefüllt. Gemeinsam mit zahlreichen Biancograt-Anwärtern standen wir um kurz vor 03:00 Uhr auf, frühstückten und starteten in die Nacht. Bereits nach kurzer Zeit auf dem „Biancograt-Pilgerweg“ bogen wir nach rechts auf den Tschiervagletscher ab. Diesen querend stiegen wir im Licht der Lampen den Felskamm des Piz Umur empor in das obere Becken des Gletschers. Bei aufgehender Sonne querten wir die NO-Wand des Roseg zum Einstieg des Eselsgrates. Im Sonnenschein stand nun Klettern im Fels bis zum III. Grat an, natürlich mit voller Hochtourenausrüstung. Unsere zwei Zweierseilschaften meisterten die Passage ohne größere Probleme. Vom Felsgrat aus stiegen wir  einen Firnhang empor und über den steilen Gipfelhang hinauf auf den Gipfel der Schneekuppe. Den Grat auf den Hauptgipfel ließen wir auf Grund des stürmischen Windes ausfallen und stiegen auf dem Aufstiegsweg, den Eselsgrat abseilend, zurück zur Tschiervahütte. Ein wirklich toller Tag fand bei einem leckeren Abendessen und einem Glas Wein seinen krönenden Abschluss. Am kommenden Tag stand dann ein alpines Highlight auf dem Programm: die berühmte „Himmelsleiter“, der Biancograt. Das nächtliche Treiben auf der Tschiervahütte waren wir ja bereits vom Vortag gewohnt, und so ging es erneut in tiefer Nacht los. Anfangs ohne größeren Stau stiegen wir zur Fuorcla Prievlusa hinauf. Hierzu ließen wir den Klettersteig durch die Felsen links liegen und wählten die Firnwand zur Scharte. In der nun folgenden Kletterpassage im III. Grat, die an den bekannten Firngrat heranführt, reihten wir uns in die Kette der Seilschaften ein. Am Ende der Felspassage eröffnete sich erstmals der Blick auf den berühmten Firngrat. Äußerst beeindruckend lag das ansteigende Band vor uns. Ein Traum ging in diesem Moment für mich in Elmar und Mira vor dem BiancogratErfüllung. Ein unbeschreibliches Gefühl. Aus den Felsen heraus bestiegen wir den flach ansetzenden und bald aufsteilenden scharfen Firngrat. Schwer atmend mussten wir zwischendurch eine bis zu 45° steile Blankeispassage bewältigen und standen um 11:30 Uhr auf dem Gipfel des Piz Bianco, 3.995m. Die Aussicht war atemberaubend. Nach einer Pause betraten wir wieder Felsgelände und folgten der Gratkante in Richtung Piz Bernina. Die Passage war vollgestopft mit Seilschaften und wir verbrachten mehr Zeit mit Warten, als dass wir klettern konnten. Als sei das noch nicht genug, rutschte unmittelbar vor uns eine Bergsteigerin beim Abklettern am luftigen Gratturm ab und brach sich den Knöchel. Der nun folgende REGA-Rettungseinsatz war zwar beeindruckend, kostet aber weitere Zeit. Den Gipfelaufbau durch die steilen Felsen brachten wir nun auch noch sicher hinter uns und standen gegen Frank und Martin auf dem Biancograt15:30 Uhr am Gipfel des 4.048m hohen Piz Bernina. Der Rettungseinsatz hatte dazu geführt, dass sich dort neun Bergsteiger nahezu gleichzeitig einfanden, die dann gemeinsam den Abstieg über den recht ausgesetzten Spallagrat in Angriff nahmen. Über die Felsabschnitte wurde zusammen abgeseilt, so dass eigentlich alle pünktlich zum Abendessen gegen 18:00 Uhr das Rifugio Marco e Rosa erreichten. Doch von Abendessen oder etwas zu Trinken keine Spur. Im total überfüllten Gastraum der Hütte wurde uns keinerlei Beachtung geschenkt und die Unfreundlichkeit des Hüttenwirtes suchte ihresgleichen. Nach mehr als einer Stunde erbarmte sich der Wirt und wir bekamen etwas zu trinken und eine weitere Stunde später auch so etwas Ähnliches wie „Essen“. Das gebuchte Lager erwies sich als überfüllter und siffiger „Winterstall“ und die Nacht wurde durch einen Besuch des schreienden Hüttenwirtes gekrönt. Wirklich schade, dass die Hütte so schlecht geführt ist, denn die Lage auf 3.610m ist wirklich beeindruckend.

Nach der gewöhnungsbedürftigen Nacht starteten wir am folgenden Morgen zum finalen Akt unserer Bernina-Runde: Der West-Ost-Überschreitung des Piz Palü. Das Wetter war weiter traumhaft und von einer „weißen Hölle“ weit und breit keine Spur. Über die Bellavista-Terrasse ging es über den Spinas-Blockgrat hinauf auf den Westgipfel (Piz Spinas), von dort weiter auf den Hauptgipfel und über eine schmale Firnschneide auf den Ostgipfel mit der riesigen Wechte. Und das alles bei Traumwetter und einer unglaublichen Aussicht. Vom Ostgipfel stiegen wir talwärts durch das Spaltenlabyrinth der Nordostflanke auf den Persgletscher. Diesem folgten wir abwärts und queren über die Isla Pers auf den Morteratschgletscher, auf dem wir bei brütender Hitze weiter abstiegen. Am Nachmittag erreichen wir ausgepowert die Station Morteratsch und nahmen die Rhätische Bahn zurück zum Ausgangspunkt Pontresina. Den Rotwein am Abend hatten wir uns zum Abschluss der zwei Bergwochen redlich verdient. Am Ende bleibt nur noch eins zu sagen: Danke an Mira, Elmar, Frank und den Wettergott für die tolle Zeit. Geschafft - Auf dem Gipfel des Piz Bernina

 

Martin Metzger

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