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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Ol Doinyo l'Engai

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23:00 Uhr, das fiepen des Weckers reißt uns aus dem Schlaf. Immerhin hatten wir so was wie drei Stunden geschlafen - die spinnen, die Massai. Irgendwann wollte wohl ein Tourist zum Sonnenaufgang auf einen Berg in Tansania, seitdem MUSS das jeder Tourist… wir schleppen uns zum Frühstück und bekommen fast nichts runter - 3:00 Uhr auf diversen Berghütten in den heimischen Alpen ist dagegen fast human. Es ist die letzte Etappe der Reise, also Augen zu und durch. Dennoch haben wir großen Respekt vor Engai's (Gottes) Berg. Fernaktiv hatte extra noch einmal nachgefragt, ob wir auch wirklich fit seien. Zwei Tage zuvor, als wir die ersten Blicke auf die Flanken werfen konnten, kamen uns erste Zweifel, ob das alles dann doch eine so gute Idee ist. Der Weg zum Gipfel ist zwar verhältnismäßig kurz aber dafür umso steiler zumal wir einen großen Asche-Haufen hoch laufen wollten. Und dann waren da noch die Franzosen, die erst wieder am frühen Nachmittag zum Camp zurückkamen und von dem anstrengendsten Tag ihres Lebens schwafelten… na super!

Ol Doinyo l' Engai in seiner ganzen Pracht.

Um 23:45 saßen wir in unserem Jeep, immer wieder wachgerüttelt von den Schlaglöchern des unwegsamen Geländes. Mahamoud unser Fahrer kannte zum Glück die Region und brachte uns zielstrebig zum Startpunkt. Kurz davor kam uns ein Geländewagen entgegen; eine andere Gruppe, die schon jetzt wegen einer Leoparden-Sichtung abgebrochen hatte. Was würden wir jetzt für einen Leoparden geben um nicht da hoch zu müssen! Das Altimeter zeigt knapp 1200m an und schon haben wir die Jeeps hinter uns gelassen. Durch hohes Gras folgen wir einem kleinen Pfad, die Steigung ist angenehm, es ist nun 00:30 Uhr. Der Boden ist weitaus stabiler als erwartet, der Regen hat über die Jahre die verschiedenen Ascheschichten gut verdichtet. Schnell wird die Vegetation immer spärlicher und wir legen einen guten Rhythmus an den Tag. Die Temperaturen sind angenehm, ein T-Shirt genügt, doch während den Pausen lohnt es sich, die Daunenjacke auszukramen. Im Schein der Lampe fliehen immer wieder Laufkäfer vor unseren schweren Schritten, doch das bleibt die einzige Begegnung der Tour – keine funkelnden Katzenaugen hinter uns!

 

Daniel ist zwar immer noch von seinem verrücktspielenden Magen angeschlagen aber beißt sich durch… Kann nicht mal ein Gipfeltag normal verlaufen? Wir stapfen weiter durch die Nacht. So langsam wird das Gelände steiler und wir legen eine längere Pause auf einem ebenen Vorsprung ein. Essen, Trinken, Schnaufen, ab jetzt wird es interessant! Der Boden ist weiter recht stabil und der Weg über kleine Stufen gut zu meistern. Immer wieder laden vermeintliche Felsstrukturen dazu ein, diese als Hilfe zu missbrauchen – aber Asche bleibt Asche und zerbröselt schon fast nur beim Hinschauen. Die Luft ist staubig und windstill. Wo anfangs noch kleine Serpentinen waren, ging es jetzt nur noch frontal weiter. Zumindest ist dadurch der Weg kürzer. Dann folgt ein wirklich ekliger Abschnitt mit lockerem Lavaboden, der das Vorankommen richtig anstrengend werden lässt. So hatten wir uns eigentlich den gesamten Anstieg vorgestellt. Gott sei Dank war das nicht der Fall. Langsam können wir im fahlen Licht Gipfelstrukturen ausmachen, nur noch ein paar hundert Meter. Schlagartig ändert sich der Untergrund, im oberen Bereich hat die Erosion die Lavaschichten frei gelegt. Gebackener Sand, rau wie Schmirgelpapier immer wieder durch größere Steine durchzogen: Ein Traum von Platte. Ich lasse den anderen etwas Vorsprung und sprinte rauf, was für ein Gripp! Vor mir höre ich es Keuchen, ich fürchte schon um Daniel, doch diesem geht's wieder richtig gut und das Terrain ist ganz nach seinem Geschmack. Unser Guide sieht nicht mehr so glücklich aus, verdammte Wazungu (verrückte Weiße)! Wir drosseln aus Rücksicht unser Tempo (was hatte ich im Vorfeld gehofft diesen Satz schreiben zu können ;-) ). Endlich erreichen wir die Lavaformationen unterhalb des Gipfels, das Gelände ist nun ziemlich steil und der Rückweg würde noch einmal lustig werden.

Weiter oberhalb war die Luft erfüllt von Schwefeldämpfen und wir bahnten uns den Weg über die letzte steile Flanke. Hier war der Gripp weit weniger gut und Vorsicht war geboten. Endlich erreichten wir den Kraterrand, 100m unter uns hörten wir die Lava zischen. Leider ist seit der letzten Eruption der Krater abgesackt und das Glühen nur selten sichtbar, früher konnte man sich noch direkt an der Glut wärmen. Wärmen, das war genau das Stichwort denn hier oben blies ein heftiger Wind. Wir folgten weiter dem Grat, es war kurz vor 5:00. Verdammt, mal wieder zu schnell am Gipfel, diesmal ganze 1,5 Stunden zu früh. Jetzt hieß es warten. Wir pressten uns auf den Boden, um dem Wind so wenig Angriffsfläche wie nur möglich zu geben und versuchten, die Zeit bis zum Sonnenaufgang zu überbrücken. Tief unten grummelte es weiter, alles war sehr unwirklich. Es war zwar kalt aber zumindest keine durchdringende Kälte und so konnte der Körper es recht gut kompensieren – schön war es trotzdem nicht. Als endlich der Morgen graute, zogen immer mehr Wolken an uns vorbei. Die Sicht wurde immer schlechter und wir verabschiedeten uns mental schon von schönen Fotos. Weiter zu warten erschien Sinnfrei und wir entschieden uns, den Rückweg anzutreten. Jetzt erst, im Morgenlicht kam die weiße Karbonatitlava richtig zur Geltung. Der Boden bestand hier teilweise aus Schwefel, was wir zuvor nur riechen konnten. Wir rutschten durch die Ablagerungen bis zur Barriere und blickten erstmals Richtung Tal. Unter uns erstreckten sich 1500 Höhenmeter Steilhang; beeindruckend! Noch beeindruckender war, dass wir das ganze hochgelaufen waren und darüber hinaus würde es noch mal noch beeindruckender sein, an einem Stück unten anzukommen! Am Rande der Lava hatten sich Abflussrinnen gebildet, die guten Halt versprachen. Zumindest würde man im Falle eines Sturzes unsanft gebremst werden. Nach einer Weile hatten wir den soliden Boden gegen die staubigen Ascheschichten getauscht. Müdigkeit machte sich breit und immer wieder verloren die Füße ihren Halt. Schließlich erreichten wir die 2000er Marke, wo wir erst mal eine Frühstückspause einlegten. Mit neuer Kraft war der Rest ein Spaziergang und wir konnten die Landschaft genießen. Die Regenzeiten haben über die Jahre hinweg tiefe Furchen in den weichen Boden gefressen. Was von weitem als kleine Abflussrinne erscheint, ist von nahem ein regelrechter Canyon. An anderer Stelle machen erstarrte Lavaströme das seitliche Ausweichen unmöglich. Zwischen den erodierten Schichten bricht immer wieder eine tote Grasschicht hervor, Zeuge des alles erstickenden Aschenregens vier Jahre zuvor. Dennoch, langsam kämpft sich das Leben wieder Richtung Gipfel und hin und wieder wächst ein kühner Strauch inmitten der trostlosen aber fruchtbaren Wüste! 

Müde aber glücklich kommen wir gegen 9:00 an unserem Jeep an, wo wir strahlend empfangen werden. Jetzt aber schnell zu unserem Zeltplatz wo uns eine Dusche und ein paar Stunden Schlaf erwarten. Khazi n'zuri – gut gemacht!

 

Fazit: Selten haben wir uns im Vorfeld so den Kopf über einen Berg zerbrochen. Ol Doinyo l'Engai sei zornig ohne Ende (und das im Vergleich mit Meru und Kibo). Die ersten Eindrücke, die man dann von weitem bekommt, lassen einen entsprechend zweifeln. Doch während des Aufstiegs erkannten wir, dass die Panik im Vorfeld übertrieben war. Es sind zwar 1800 Höhenmeter dafür überschreitet man aber noch nicht einmal die 3000er Marke. Der Boden war auch sehr stabil; wir hatten schon befürchtet nach dem Muster „ein Schritt zurück für jede zwei Schritte nach vorne“ gehen zu müssen, was aber mit Ausnahme des mittleren Teils nicht eintraf. Geschenkt bekommt man den Gipfel natürlich nicht, aber wer alpine Platten gewohnt ist, wird kaum Probleme haben. Der Abstieg ist dann noch mal interessant, an manchen Stellen ist man je nach Gruppe an der Schwelle zur Seilschaftsbildung.

 

Der l'Engai ist definitiv ein extrem schöner Berg, der sowohl durch seine Form wie auch durch seine Vielfältigkeit heraussticht. Zudem ist er nicht überlaufen… In meinen Augen ein absolutes Muss in der Region.

 

Daniel Fischer und Vivian Boyer

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