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Alpenverein Trier


Eisklettern 2008

...nun, es sind seitdem einige Tage vergangen, ich sitze zu Hause, es ist Sonntagnachmittag, es regnet..., da passiert es, ...ich steige ein, die Temperatur leicht unter Null Grad, die Tapete in meinem Zimmer verwandelt sich in bizarre Eisgebilde, die Sonne kämpft sich ihren Weg durch die Wolkendecke. Ich scanne den Wasserfall, die Eisqualität scheint gut zu sein, nur etwas steil, wenn ich direkt davor stehe und nach oben schaue, egal, das erste Eisgerät ist gesetzt und ich steige die ersten 5 Meter, bis ich eine günstige Position finde, an der ich die erste Eisschraube drehen kann. Nachdem ich das Seil geclipt habe, scanne ich wieder den Eisfall und plane den weiteren Routenverlauf. „Na, der scheint anhaltend steil zu sein...“, denke ich beim Weitersteigen. Schraube 2 und 3 lassen sich jedoch gut eindrehen, da ich hier eine leichte Verschneidung der Eisoberfläche ausnutzen kann. Beim Setzen der Eisgeräte sehe ich jedes Mal im oberen Teil des Falls eine Grotte, die mit ihren frei hängenden Eiszapfen an das weit aufgerissene Maul eines riesigen weißen Hais erinnert, welches immer näher auf mich zu kommt. Zwischenzeitlich klettere ich schon im oberen Teil der 1. SL, der Eisfall wird jetzt noch etwas steiler, die letzte Schraube ist schon außer Sichtweite, ...“wäre gut, wenn ich jetzt noch eine Schraube drehen könnte...“, denn die gefühlte Temperatur beträgt bei mir momentan 25 Grad plus..., wie kommt das...?!

Ich drehe eine Schraube und nachdem das sichernde Seil in der Expresse hängt, kann ich meine Aufmerksamkeit von der Sicherung lösen. Die Sonne hat sich inzwischen ihren Weg durch die Wolken gebahnt. Na klar, strahlender Sonnenschein und klettern mit dicken Winterklamotten bringt beim Eisklettern nicht nur Vorteile. Direkt an der sichernden Schraube nutze ich die Gelegenheit wieder, den weiteren Routenverlauf zu planen. Die Sonne, die eigentlich willkommen ist, lässt nun aber den Eisfall im oberen Teil ganz schön ins Schwitzen kommen, und das hat sie schon die ganzen Tage zuvor getan, so dass der Fall nun nicht nur tropft, sondern auch noch mit sogenanntem Blumenkohleis aufwartet. Dieses Blumenkohleis ist in seiner Struktur sehr ungleichmäßig und mit Luft durchsetzt, was das Klettern und Sichern nicht eben leichter macht. Das weit aufgerissene Haifischmaul verliert bei genauer Betrachtung an Bedrohlichkeit, denn dort scheint es trocken zu sein. Also auf zur Grotte! Ich komme nun aus dem steilen Teil raus und quere in den tropfenden Bereich, den ich so schnell wie möglich hinter mich bringen will. Doch ich habe einige Probleme, die Eisgeräte sicher zu setzen, zudem stehe ich auch noch unter der „Dusche“, weiter, ich treibe mich an, damit ich wieder ins Trockene komme. 2-3 Schläge weiter links, einmal ausgespreizt, lässt die Dusche merklich nach. Schnell weiter, denke ich, doch Stop, ich bin nun schon einige Meter nach links gequert, ich muss noch eine Schraube für die Nachsteiger setzen, sonst machen die im Fall der Fälle einen langen Pendelsturz, mit scharfen Eispickeln und Schraubenklimbim am Gurt, das muss nicht sein. Ich setze eine Schraube ins Blumenkohleis. (...Schraube im Blumenkohleis, ...hi, hi...passt scho ), clippen und mit einer weiten Grätsche erreiche ich die größere Verschneidung, die direkt zur Grotte führt. Zügig steige ich die Verschneidung hoch, über der Kante noch ein kräftiger Zug am Eisgerät und schon stehe ich in der Grotte, die sich als idealer Standplatz entpuppt. Schnell setze ich die erste Schraube, ...Stand..., die zweite Schraube, ...nachkommen... .

Die zweite SL ist nun nicht mehr so schwierig, gemütlich steige ich aus der Grotte, setze noch eine Schraube, wenig später noch eine Schlinge an einer Hecke und zügig geht's weiter dem Ausstieg entgegen. Wärmende Strahlen der Sonne erwarten mich schon dort.

„....Harry..., wo bist du?, Kaffe trinken...“, höre ich eine Stimme im Hintergrund rufen.

„... was, wo, wie..., ja ja, ich komme, nur noch schnell abseilen...?!“

Na, so schnell war ich aber noch nie vom Eisklettern wieder zu Hause beim Kaffee trinken, oder habe ich das alles nur geträumt...?

 

Winter 2008
Harald Hansen

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