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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Strahlhorn über Normalweg

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Unsere diesjährige Hochtourenwoche musste anders als anfangs geplant in den späten August verschoben werden, da es sich mit einem gebrochenen Kahnbein nur schwer klettern lässt. Nach „genügender" Ausheilung konnten wir dann dennoch starten. Unser Ziel war einmal wieder das Wallis. Mit vollgestopftem Kofferraum und Dachbox starteten wir früh morgens in Trier, um die Seilbahn in Saas Fee noch zeitig zu erreichen, um uns die 4 Stunden Aufstieg zur Brittaniahütte zu sparen. Wir kamen überall gut durch, so dass wir am späten Nachmittag sitzend Richtung Fellskin unterwegs waren und den Blick auf die Mischabelgruppe genießen konnten. An der Station angekommen ging es durch die Mondlandschaft des Egginerjochs weiter zu unserer Unterkunft.

Am Egginerjoch übersahen wir auch die Sperrung des ursprünglichen Wegs zur Hütte. Anstatt am „Klohäuschen" gerade aus weiter zu gehen, hielten wir uns rechts. Der Protest eines Gruppenmitglieds wurde leider überhört. Daher schlugen wir uns unnötiger Weise durch eine Blockhalde, die laut Schildern auf der Hütte auch noch Steinschlag- und Lawinengefährdet war. Das sollten wir beim nächsten Mal vermeiden.

Die Hütte, durch ihre Größe und die Anzahl der Gäste bedingt, wird von einem effizienten Team geführt. Die Schlafräume bieten genügend Komfort für jeweils 16 Personen und auch längere Menschen passen in die Betten – eine Seltenheit! Allerdings leidet durch die Größe der familiäre Charakter des Hüttenflairs, den man in kleineren Hütten eher findet. Das Essen war durchgehend gut doch die Quantität etwas knapp bemessen - besonders nach einer langen Tour. Da es keine Leitung zu einem Gletscherabfluss gibt, ist zudem Wasser ein größeres Problem. Fließendes Wasser ist quasi inexistent und entsprechend sind dann auch die Wasser-Preise. Am Abend schauten wir uns noch die Tour an und versuchten, recht früh schlafen zu gehen, da wir um 2:45 Uhr geweckt werden würden...

Dieser Augenblick kam dann viel zu schnell und schon saßen wir weder tot noch lebendig am Frühstückstisch und brachen kurz darauf in den sehr frühen Morgen auf. Das Deprimierende an dieser Tour ist, dass sie erst einmal mit einem Abstieg beginnt. Ein kleiner Pfad führt bis zum Hohlaubgletscher, wo wir den Stein-Männchen folgend an eine geeignete Stelle kamen um den Gletscher zu betreten. Die Bedingungen waren gut obwohl die Nacht-Temperaturen schon viel zu hoch waren. Schnell wurde sich angeseilt und die Steigeisen angelegt. Das laufen auf dem Gletscher war unproblematisch, da dieser sehr ausgeapert war und nur wenige Spalten aufwies. Sobald es sinnvoll erschien, bogen wir Richtung Süden ab um über den Ausläufer des Hohlaubgrads auf den Allalingletscher abzusteigen. Dies entspricht der im SAC Führer beschriebenen Route, doch muss man hier erst einen Schutthaufen besteigen um danach über ein nicht mehr existierendes Schneefeld (mittlerweile auch ein Schutthaufen) abzusteigen. Die Variante über die Winterroute ist aber wegen der zahlreichen Spalten in diesem Bereich auch keine ideale Lösung. Nach der nicht so leichten Wegfindung standen wir endlich auf dem Gletscher und hatten noch keinen einzigen Höhenmeter hinzugewonnen, da wir hier, wie die Hütte, auf ca. 3030 m waren.

Wir hielten uns so lange wie möglich links auf dem Gletscher und überquerten relativ spät die Mittel-Moräne, um dann die Flanken des Allalinhorns Richtung Adlerpass zu verlassen. Wir umgingen mit der aufgehenden Sonne großzügig das spaltenreiche Gebiet am Zusammenlauf mit dem Mellichgletscher und folgten der gut ausgetretenen Spur auf dem Schneefeld bis zum Pass. Dieses 2 km lange gerade Stück ist, sowohl für Kopf wie für Beine, eine absolute Qual. Man sieht das nicht näher kommende Ende und macht nur wenig Höhenmeter. Zudem ist die Steigung noch so, dass man sie frontal angehen muss. In diesen Momenten kommen dann erste Zweifel auf, zumal die fehlende Akklimatisation sich immer stärker bemerkbar machte. Doch auch das ging vorüber und nachdem jeder die Zähne zusammengebissen hatte, kamen wir letztendlich auf Passhöhe.

Von dort aus stiegen wir noch ein paar Meter auf den ersten kleinen Grataufschwung um dort erst einmal eine kleine Pause einzulegen. Jetzt konnten wir erste Einblicke auf das Monte-Rosa Massiv erhaschen. Nach einer kleinen Stärkung gingen wir die letzten Höhenmeter an. Die Motivation war wieder zurückgekehrt und die stärkere Steigung erlaubte uns besseres Vorankommen, auch wenn die dünne Luft uns immer wieder einen kleinen Halt abverlangte. Als wir auf den schmalen Gipfelgrad traten konnte sich keiner einen Begeisterungsschrei verkneifen: der Ausblick war einfach nur atemberaubend – Von der Weissmies bis zum Matterhorn. Jetzt noch die wenigen luftigen Meter konzentriert bis zum Gipfelkreuz und der erste Teil war geschafft. Eine zweite Seilschaft kam nach kurzer Zeit ebenfalls am Gipfel an und wir nutzten gegenseitig die Gelegenheit, Gipfelfotos zu schießen.

Der Abstieg zum Adlerpass war schnell erledigt und die Motivation war wieder voll da. Hier kam uns eine unangeseilte Zweierseilschaft entgegen, die erfolglos versucht hatte, sich über die zerfurchte rechte Flanke des Gletschers durch zu kämpfen. Je tiefer wir kamen, umso tückischer wurde das Schneefeld. Im aufgeweichten Schnee zogen sich nun immer mehr gut versteckte Spalten durch unseren Weg. Zudem hielten wir uns danach ein wenig zu weit links und landeten in einem Spaltenlabyrinth. Nach einigen Kurskorrekturen und Sprüngen kamen wir aber auf die reguläre Route zurück. In der Ferne konnten wir die ganze Zeit über die Hütte sehen und es war noch ein sehr langer Weg. Vor uns erstreckte sich ein Meer aus Eis und Spalten, an dessen Ende der Geröllhaufen auf uns wartete und uns die Sicht auf den nächsten Gletscher versperrte, von dem wir aber genau wussten, dass er da war, genauso wie der Aufstieg zur Brittaniahütte…

Nach einer gefühlten Ewigkeit verließen wir endlich das Eis. Im Gegensatz zum Morgen zogen wir die Steigeisen in den felsigen Passagen aus und überquerten den Sattel in der brennenden Mittagshitze. Auf dem letzten Gletscher mussten wir weniger Spalten aber dafür mehr Bäche überqueren, die tosend Richtung Tal stürzten. Von der Aussicht auf Apfelkuchen und Rivella getrieben gaben wir nochmal Gas (zumindest fühlte es sich so an) bis zum letzten Aufstieg. Wir markierten den Übergang auf den Gletscher für den nächsten Morgen auf unserem GPS, da dieser ein gutes Stück tiefer als die „offizielle" Stelle war. Jetzt noch 50 Höhenmeter kämpfen und es war vollbracht…

Fazit: in unserem Führer war diese Tour als schöne Eingehtour mit viereinhalb Stunden bis zum Gipfel angegeben. Im akklimatisierten Zustand und wenn man den optimalen Weg auswendig kennt, mag dies vielleicht realistisch sein, doch diese mehr als zehn Jahre alten Angaben stimmten auch mit den Leistungen der meisten anderen Seilschaften nicht überein. Fünfeinhalb Stunden erscheinen weitaus realistischer. Als erste Tour war diese aber definitiv zu lang zum Einlaufen. Auch wenn es keine nennenswerten Schwierigkeiten auf dem aperen Gletscher gab, hatten wir am Ende des Tages gut 18 km in den Beinen mit fast 1500 m Aufstieg. Entsprechend ist es auch verständlich, dass diese Tour lieber im Winter gegangen wird. Dennoch hatten wir großen Spaß (an der Quälerei) und das fantastische Panorama am Gipfel entlohnt einen für die Mühen, zumal die Länge der Tour die Psyche für die Zukunft stärkt! Kein geschenkter 4000er, der es aber allemal wert ist.

 

Vivian Boyer

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