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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Spielverderber Wetter

Ursprünglich war für dieses Jahr eine Alpenüberquerung mit dem Mountainbike ge-plant, woraus jedoch nichts wurde. Stattdessen sollte es zum Klettern in die Dolomi-ten gehen. Alternativ planten wir eine Hochtour ins Wallis. Die Entscheidung machten wir vom Wetter abhängig. Doch dieses stellte in der Woche vor unserem geplanten Start sowohl das eine als auch das andere in Frage. Hatte ich wieder Urlaub zum fal-schen Zeitpunkt genommen? Sofort wurden Erinnerungen an die letzten drei Jahre wach. 2005 im Juli waren wir drei Tage bei herrlichem Wetter in der Berninagruppe unterwegs. Am vierten Tag schlug das Wetter um und wir fuhren nach Hause. We-gen Dauerregen und Schneefall brachen wir 2006 nach 3 Tagen unsere Hochtour in den Zillertaler Alpen ab. 2007 sollte es zum Klettern ins Wettersteingebirge gehen, doch im gesamten Alpenraum herrschte schlechtes Wetter. Statt im Wetterstein klet-terten wir vier Tage im Pfälzer Sandstein.

Freitags vor unserer Abreise war immer noch kein klarer Wettertrend zu erkennen. Erst ein Anruf bei der persönlichen Wetterberatung des DAV schaffte Klarheit: „Im Wallis wird wohl gutes Wetter sein, jedoch ist nachmittags immer mit Gewittern zu rechnen. In den Dolomiten ist es eher noch unbeständig und feucht.“ Die Entschei-dung war gefallen.

Am Sonntag, den 27.07.08 starteten wir, Harald Hansen und ich, nach Zinal (1678 m) im Val d'Anniviers (Wallis), wo wir um 11:15 Uhr ankamen. Nach einem langen Auf-stieg von 5 ½ Std. in sengender Hitze waren wir froh, die Cabane du Mountet im Ta-lende auf 2886 m endlich erreicht zu haben. Umgeben von Besso, Zinalrothorn, Trift-horn, Wellenkuppe, Ober Gabelhorn, Dent Blanche, Grand Cornier usw. geht einem hier das Bergsteigerherz so richtig auf und lässt die Aufstiegsmühen schnell verges-sen. Ein grandioses Bergpanorama.

Da uns die lange Fahrt und der anstrengende Hüttenaufstieg am Vortag ganz schön geschlaucht hatten, verzichteten wir am Montag auf eine größere Tour. Stattdessen erkundeten wir die Umgebung der Hütte und die Zustiege für unsere geplanten Tou-ren. Als wir am Abend auf der Hütte zurück waren, begann es heftig zu regnen. Die für den nächsten Tag vorgesehene Klettertour auf den Besso fiel somit ins Wasser. Wir beschlossen deshalb, eine Gletschertour auf das Trifthorn zu unternehmen.

Bei bedecktem Himmel starteten wir um 5:25 Uhr Richtung Trifthorn. Mit uns verließ eine Bergführerin mit ihren Gästen die Hütte mit dem gleichen Ziel. Die Route führte über den stark zerrissenen Mountetgletscher zum Col du Mountet und den NO-Grat zum Gipfel. Kaum waren wir vom Moränenkamm auf den Gletscher abgestiegen, ließ Donnergrollen und heftiges Blitzen uns an unserem Vorhaben zweifeln. Was war das? Laut Wetterbericht sollten wir doch zumindest bis zum Nachmittag gutes Bergwetter haben. Regen setzte ein. In der Hoffnung, dass sich das Wetter alsbald beruhigen würde, zogen wir Regenjacke und Ausrüstung an. Nach einer Weile entschlossen wir uns, doch zu starten. Kurze Zeit später beruhigte sich das Wetter wieder. Das Gewit-ter war weiter gezogen und es hatte aufgehört zu regnen. Wir kamen gut voran und fanden problemlos den Weg durch die Spaltenzonen. Unsere Erkundungen vom Vor-tag zahlten sich jetzt aus. Kurz vor dem Steilaufschwung zum Col du Mountet erwar-tete uns die heikelste Stelle unseres Aufstiegs. Eine steile Eisrampe war wegen der dünnen Schneeauflage nur unter erheblichem Einsatz des Eispickels zu überwinden. Weiter ging es über den NO-Grat zum Gipfel. 8:20 Uhr Bergheil am Gipfel (3728 m). Die erwartete Gipfelschau fiel wegen der noch tief hängenden Wolken aus. Wolken-lücken ließen zumindest einen herrlichen Blick in die Nordwand des Obergabelhorns (eine 450 m hohe Eiswand) zu. Eine viertel Stunde später war auch die Seilschaft der Bergführerin am Gipfel. Wir stiegen ab. Während des Abstiegs wurde das Wetter immer besser. Gegen 10:30 Uhr waren wir wieder auf der Hütte zurück und genos-sen bei strahlendem Sonnenschein den Rest des Tages. Nach dem Abendessen teil-ten wir dem Hüttenwirt mit, dass wir am morgigen Mittwoch über den SW-Grat zum Besso wollten. Da der Aufstieg laut Führer ca. 4 Std. dauern soll, wollten wir das Frühstück für 7:30 Uhr bestellen. „Nichts da“ sagte er, „Frühstück für die SW-Grat-Aspiraten des Besso ist um 5:00 Uhr“. Harald und ich schauten uns ungläubig an, akzeptierten jedoch die Meinung des Hüttenwirts und begaben uns alsbald zur Nachtruhe.

Als der Wecker um 4:30 Uhr zum Aufstehen rief, lag eine bescheidene Nacht hinter uns. Ständige Unruhe im Lager ließ uns kaum schlafen. Nach dem Frühstück be-schrieb uns der Hüttenwirt anhand von einem Foto die Aufstiegs- als auch die Ab-stiegsroute. Für die schwierigsten Stellen – laut SAC-Führer handelt es sich um eine ziemlich schwierige Tour (III+) – gab er uns noch entsprechende Hinweise, für die wir sehr dankbar waren, mit auf den Weg. Von der Hütte aus liefen wir ca. 20 Minuten auf dem Hüttenweg Richtung Zinal zurück. Dann führte der Weg Richtung Bessoglet-scher und später über ein steiles Schneefeld, das noch knochenhart gefroren war, zum Einstieg. Ein Glück, dass wir den Eispickel dabei hatten, denn nur durch das Schlagen von Stufen war die Ersteigung des Schneefeldes ohne Steigeisen möglich. Durch ein Couloir ging es seilfrei in leichter Kletterei bis zum Grat. In luftiger ausge-setzter Kletterei über mehrere kleinere Gendarme erreichten wir bald den großen Aufschwung inmitten des Grates. Ab hier ging es nur noch mit Seilsicherung weiter. In den leichteren Passagen kletterten wir am laufenden Seil. Dem Grat folgt man bis zum letzten Aufschwung unterhalb des Gipfels, quert nach rechts und gelangt über eine Rippe zum Gipfel (3667,8 m). Es war bereits weit nach 11:00 Uhr, als wir am Gipfel das Panorama genießen konnten. Von hier hatten wir einen eindrucksvollen Blick auf die umliegenden Viertausender: Bishorn, Weishorn, Zinalrothorn, Oberga-belhorn, Matterhorn usw. Nach einer kurzen Pause begann der Abstieg mit der Su-che nach dem richtigen Weg. Die Route führte durch die 400 m hohe Südflanke des Besso (Zweier-Gelände). Seilfrei kletterten wir durch den obersten Teil der Ostflanke auf den SO-Grat ab und weiter in die Südflanke. Ein Steinmann zeigte uns, dass wir richtig waren. Über Bänder und Rinnen kletterten wir die gesamte Südflanke ab und querten dann auf den unteren Teil des SW-Grates. Ein plötzlich aufziehendes Gewit-ter zeigte uns wieder einmal, wie unbeständig das Wetter war und mahnte zur Eile. Kaum waren wir im Talkessel angekommen, begann es auch schon zu regnen. Ge-gen 16:00 Uhr waren wir wieder in der Hütte. Eine ziemlich schwierige, abwechs-lungsreiche und lange Tour lag hinter uns. Der heutige Tag hatte uns für unser nächstes Ziel, die Besteigung des Zinalrothorns (4221 m) über den N-Grat (III) Selbstvertrauen gegeben. Als wir um 20:30 Uhr ins Bett gingen, regnete es schon wieder – kein gutes Zeichen. Trotzdem schliefen wir recht schnell ein.

Um 4:20 Uhr am nächsten Morgen verließen wir im Schein unserer Stirnlampen die Hütte. Über die Seitenmoräne des Glacier du Mountet stiegen wir bis auf 3300 m. Jetzt wurde die Gletscherausrüstung angelegt, etwas gegessen und getrunken. Eine Gruppe englischer Bergsteiger betrat kurz vor uns den Gletscher. Unterhalb des Gra-tes „Areté du Blanc“ geschah dann das Unfassbare. Es gewitterte schon wieder. Der Himmel verdunkelte sich und Schneefall setzte ein. Am Grat stiegen wir noch bis 3800 m. Hier warteten wir zusammen mit den englischen Bergsteigern ab. Gegen 6:50 Uhr war der N-Grat des Zinalrothorns komplett eingeschneit. Dunkle Wolken ließen nur noch erahnen, was sich dahinter verbarg. Dann die Entscheidung: Rück-zug! Während die Engländer noch abwarteten, stiegen wir ab. Schon am Dienstag hatte eine Gruppe von Bergführern mit ihren Kunden das gleiche Schicksal ereilt. Auch sie mussten unverrichteter Dinge umkehren. Kurz nach 10 Uhr waren wir wie-der auf der Hütte zurück. Was nun? Abstieg oder am nächsten Tag einen neuen Ver-such wagen? Da der Wetterbericht für die nächsten Tage weiterhin unbeständiges Wetter vorhersagte und dadurch die Chancen auf einen schneefreien N-Grat gleich Null waren, beschlossen wir abzusteigen. Bevor wir uns auf den Rückweg nach Zinal machten, halfen wir noch der Hüttenmannschaft beim Verstauen der Lebensmittel, die kurz zuvor mit dem Hubschrauber angeliefert worden waren. Um 11 Uhr ging es dann bei strahlendem Sonnenschein wieder zurück ins Tal, wo wir gegen 14:20 Uhr ankamen. Kaum hatten wir das Val d'Anniviers Richtung Sierre verlassen, brauten sich schon wieder die ersten Gewitterwolken über den Bergen von Zinal zusammen.

Wieder einmal hatte uns das Wetter einen Strich durch die Rechung gemacht. Zwangsläufig denkt man da an ein bestimmtes Lied von Rudi Carrell. Es müsste ja nicht unbedingt von Juni bis September sein, aber ein stabiles Hoch Ende Ju-li/Anfang August für die Dauer von 2 Wochen wäre auch ganz nett.

Josef Thieltges

 

 

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