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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Fünf Tage Allgäu

Der morgendliche Blick von unserer Herberge, dem Edmund Probst-Haus, wandert schon mal vor über die grün-grauen Matten. Wegen der Kälte in dieser September-Zeit zeigt die pastellgrüne Alm eine Gänsehaut. Das Bimmelvieh von Gesternabend hat sich davon gemacht. Die Frühstille unterdrückt die übliche Redseligkeit der Wandergruppe. Wolkenschlieren im Morgenlicht versprechen ein erlebnisreiches Wetter, aber keinen Regen. Der sich windende Pfad auf der weiten Almfläche treidelt auf die schleierhaft-violetten Zacken am Horizont hin: Höfats, Großer und Kleiner Wilder, Hochvogel, etc. Die Blumen, Eisenhut, Silberdistel, Vergissmeinnicht, andere gelbe und blaue, sind für den September noch erstaunlich zahlreich. Unterwegs zeigen sich Gämsen und Murmeltiere. Waren ja schließlich bestellt.

Wir sind auf dem Weg zum Prinz-Luitpold-Haus, Allgäu.

Es gibt Berge, die sind zu Lehrzwecken errichtet worden: an ihnen kann der Wanderer fast alle Varianten des Berggehens kennen lernen. Solch einer ist der Hochvogel auf der Grenze zu Österreich. Er steht gleichsam versteckt, ein bisschen abseits vom Jubiläumsweg. Der Aufstieg beginnt am besten am Prinz-Luitpold-Haus auf deutscher Seite. Diese Hütte wiederum ist erreichbar mit einer fünf- bis sechsstündigen Wanderung vom Edmund-Probst-Haus nahe Obersdorf oder vom Giebelhaus. Allerdings ist Letzteres mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich aufwändiger zu erreichen.

Von der Hütte aus sieht man ihn gar nicht richtig, diesen Hochvogel, nur das Gipfelkreuz zeigt sich ab und an. Weil sich die Kreuzspitze davor gestellt hat. Das Gestein sowohl der Kreuzspitze als auch des Hochvogels ist (wegen der Morgensonne?) leicht gelblich. Was sie schon einladender macht.

Wer auf den Hochvogel will, braucht unbedingt gutes, klares Wetter. Deshalb ist es ratsam zwei Tage einzuplanen um beim Wetterpoker zumindest zwei Chancen zu haben. Klappt es nicht beim ersten Mal, kann der nächste Tag vielleicht genutzt werden. Verlorene Zeit wäre das nicht: zu tun gibt es genug in der Ecke.

Der Aufstieg startet eher gemütlich entlang eines Bächleins, das übrigens die Hütte mit Wasser versorgt, ab einer Weggabelung geht es etwas steiler hinauf, links zum Zahn auf der Balkenscharte. Da geht einem zum ersten Mal die Puste aus. Glücklicherweise nur ein kurzes Stück.

Im Felshang geht es im leichten Auf und Ab zu zwei Querkanten, bei denen zum ersten Mal die Hände eingreifen müssen. Eisenstifte erleichtern die mannshohe Kletterei: ein bisschen suchen, ein bisschen gucken, gut acht geben, schon geschafft.

Ein Geröllfeld trennt uns vom Kalten Winkel, ein Firnhang, der die Erderwärmung bislang überstanden hat.

Oben am Sattel ist unser Ziel immer noch nicht richtig in Sicht. Aber immerhin beginnt hier der eigentliche Aufstieg zum Hochvogel (rechts geht's zur Kreuzspitze) mit einer ziemlich glatten Platte. Reibungsgehen ist angesagt. Später führt uns eine per Kabel gesicherte Felswand zu einigen Bändern, bei denen man richtig zupacken muss. Griffe und Tritte sind nicht gleich sichtbar, müssen teilweise erspäht werden. Also: Augen auf und rüber. Einige stufige Blöcke folgen, danach ein Abschnitt, der (auch farblich) an den Grand Canyon erinnert. Noch ein paar Bänder und Klötze und schon steht man auf der Spitze am Kreuz. Der Aufstieg ist zwar anspruchsvoll, aber nicht wirklich schwierig.

Der Gipfel des Hochvogels ist äußerst praktisch eingerichtet: sollte es sehr windig werden, was wir nicht hoffen, hat der Erbauer praktischerweise ein Loch angebracht, das ausreichend Schutz bietet. Wer (wie wir) Glück hat, braucht den Schutz nicht, kann seine Brötchen auspacken, sinnenfreudig futtern und einfach nur den Wahnsinnsausblick genießen.

Runter geht es auf demselben Weg bis zum genannten Sättelchen zur Kreuzspitze.

Die nächste Unterrichtsstunde in Sachen Berggehen beginnt mit einem fast senkrechten Aufstieg am Kabel. Später hinter der Kreuzspitze kommen dann noch einige ungemütliche, gesicherte Abstiegsstellen, bei denen rundum viel Luft bläst. Bis man wieder zur erwähnten Gabelung gelangt. Die Hütte ist da schon längst wieder in Sicht.

In der Fülle der Lernerfahrungen fehlen noch einige Varianten des Berggehens: wie man gemütliche Graswege geht, wie man steile Schotterhänge runtermarschiert, manchmal unter zu Hilfenahme des Hosenbodens: das haben wir am nächsten Tag nachgeholt am Glasfelderkopf. Gelernt haben wir eine ganze Menge in verschiedener Hinsicht. Nur eins nicht: wie man das ewige Quietschen der Wanderschuhe des Wanderleiters abstellt.

Fünf Tage unterwegs waren: Andreas sen., Andreas jun., Bernadette, Gabi, Klaus, Norbert, Salomé, Susanne, Ursula, Winfried und Jo als WL.

Jo Afschrift

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