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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Die Teufel aus dem Wallis

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So sonnig und trocken der Frühsommer an der Mosel auch war, so problematisch war der Einstieg in die Hochtourensaison in diesem Sommer. So richtig passen wollte das Wetter nie. Nach einer im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallenen Sektions-Klettertour zum Gimpel, bahnten sich nach und nach die Schwierigkeiten auch bei der Planung der Fronleichnams-Hochtour der Kletter- und Hochtourengruppe in die Silvretta an. Angepeilt waren Gipfel wie die Dreiländerspitze, der Große Piz Buin, das Silvrettahorn oder der Großlitzner. Das schlechte Wetter aber machte einen Strich durch die Rechnung. Annähernd gutes Hochtourenwetter sagten Kachelmann und Co. nur für das Wallis voraus: spontane Umplanung also in Richtung Turtmanntal.

Die Prominenz zeigt sich aus den Wolken heraus.Der Wetterdienst sollte zumindest teilweise Recht behalten: angekommen im wildromantischen Tal, nach 20 Kilometer Anfahrt über das kleine, geschlängelte Talsträßchen, durch kleine Ferienweiler und ausgedehnte Lärchenwälder, offenbarte sich bestes Sommerwetter. Von der Straßensperre unweit des türkisblauen Stausees ging's taleinwärts in Richtung Turtmannhütte auf 2519 Höhenmetern. Spätestens hier machte sich bemerkbar, dass wir uns in einer der unberührtesten Ecken der Walliser Alpen befanden. Der Blick vom Bishorn über Les Diablons und die Barrhörner bis zur eindrücklichen Zunge des Turtmanngletschers überwältigten sofort.

Wir – das ist die Kletter- und Hochtourengruppe der DAV-Sektion Trier, eine lose Gruppe von unterschiedlich alten bzw. jungen und unterschiedlich erfahrenen Menschen, die neben vielen anderen Dingen vor allem Eines gemeinsam haben: die Leidenschaft am Klettern und Bergsteigen. Zusammengefunden für die Hochtour am verlängerten Fronleichnamswochenende (23.-26. Juni 2011) hatten sich nicht weniger als 14 Mitglieder der Trierer Alpenvereinssektion: unsere FÜL Mira, Elmar und Frank, unsere Mädels Anne Miek, Barbora, Belinda und Prisca, die Jungs Christan, Marc und Peter, sowie Martin und Patrick je im Doppelpack.

So viele Leute an ein gemeinsames Ziel zu führen ist nicht einfach. So schlugen Mira und Elmar am ersten Tourentag die Besteigung von Les Diablons (3609 m) über den Nordostgrat vor, eine im SAC-Führer mit AD- beschriebene Hochtour, Frank eine ebenfalls sehr anstrengende Alternativtour auf die als höchste Wandergipfel der Alpen geltenden Barrhörner (3583 und 3610 m, F). Die anstrengenden,
  letzten H�henmeter unterhalb des Diablons-Gipfels.

Nach dem Frühstück brachen gegen 6.00 Uhr die neun Anwärter auf den Diablons-Gipfel in Richtung Gässi, einem unangenehm steinschlaggefährdeten Couloir, auf. Im Gänsemarsch ging's über den Brunegggletscher zur Adlerflüe (P. 2913 m), die entweder auf offiziellem Weg über einen Klettersteig oder, weniger offiziell, wie es Elmar und Marc erfahren durften, über übel brüchigstes 4er-Schuttgelände erstiegen werden kann. Unter den zerklüfteten Abbrüchen des Turtmanngletschers hindurch steuerte die Gruppe auf die grasige Flanke unterhalb des NO-Grats von Les Diablons, den "Teuflischen" zu, die es zu erkrabbeln galt, bevor man den Geröllrücken des Grats auf ca. 3300 m erreichte. "Es geht weiter auf etwas instabilen Felsen", beschreibt der SAC-Führer den Gratanstieg. Das ist mehr als untertrieben! Denn Brüchigkeit bekam hier – und da spreche ich ganz bestimmt nicht nur für mich allein – eine neue Dimension, und man fragte sich immer wieder, ob nicht beim geringsten Niesen dieser Schutthaufen in sich zusammenfallen würde. Über eine steile Firnschneide und weitere mittlerweile etwas fester gewordene Felsen erreichten wir gegen 14.00 Uhr den Hauptgipfel dieses Teufels aus dem Wallis.

Unter winterlichen Bedingungen auf den Barrh�rnern.So weit so gut. Wie aber kommt man von diesem Gipfel wieder runter, ohne den langen NO-Grat wieder absteigen zu müssen? Wir folgten dem Grat in Richtung Diablons des Dames, dem weiblichen Pendant des teuflischen Gipfels, entschieden uns aber für den wesentlich schnelleren, wenn auch nicht unheiklen Abstieg durch den Firn der Ostflanke in Richtung Turtmanngletscher. Danach hieß es, die Adlerflüe zu umgehen und über den Brunegggletscher und das Gässi wieder zur Hütte zu gelangen, welche wir nach einer 15-Stunden-Tour, die von Gletschertour und Klettersteig über Blockkletterei und Firnabstieg und natürlich den gewaltigen Ausblicken auf die Prestige-Walliser wie Matterhorn, Weisshorn, Obergabelhorn und Zinalrothorn alles zu bieten hatte, erreichten. Nicht ohne zu Murren gab's vom Hüttenwirt dennoch ein leckeres Nachtmahl.

Auch die andere Gruppe hatte einen langen Tag hinter sich. Frank, Christian, Martin, Patrick und Patrick – für die drei Letzteren war's die erste größere Bergtour – kämpften sich durch Schnee, Eis und Wind unter Bedingungen, die ab der Hälfte der Tour Steigeisen erforderten, aufs Inners Barrhorn (3583 m), sowie beim Abstieg durch hüfthohen Schnee und heikles, rutschiges Gelände. Eine schwere 9-Stunden-Wandertour mit Hochtourenformat.

 Am Folgetag sollte eigentlich das Brunnegghorn (3833 m) über den SW-Grat erstiegen werden. Nach dem Frühstück und dem bekannten Aufstieg durch das Gässi ging's erneut auf den Brunegggletscher, den wir diesmal nicht in Richtung Adlerflüe traversierten, sondern in Richtung Brunegg- und Bisjoch mit Hilfe von Schneeschuhen emporstiegen – für Viele auch eine neue, interessante Erfahrung. Der Nebel allerdings wollte und wollte nicht aufreißen. Im Gegenteil: kaum waren wir auf der Höhe des Bruneggjochs (3365 m) angekommen, zog es immer mehr zu, so dass sich die Frage stellte: unangenehmer Aufstieg auf einen Aussichtsgipfel ohne Aussicht oder gemütlicher Hüttennachmittag bei Kaffee und Kuchen. Die Gruppe entschied sich für letztere Variante, nutzte aber noch den Abstieg sinnvoll zum Spaltenbergungstraining. Auf der Hütte überbrachte man uns dann die Hiobsbotschaft: der Kuchen war alle...

Ein geselliger Hüttenabend und ein gemütlicher Abstieg am nächsten Morgen beendeten dieses spontan aus der Silvretta ins Wallis umdisponierte, lehrreiche Hochtourenwochenende, das alles zu bieten hatte, was man sich von einer Übungstour erwarten kann, nicht zuletzt auch das Sammeln von Erfahrungen in ernsterem, weniger zuverlässigem Gelände und natürlich Geselligkeit und das Zusammenschweißen von neuen und alten Freundschaften. Die ganze Truppe beim "Gipfelkreuz" oberhalb der Turtmannh�tte.

 

Marc Fiedler

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