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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Der ganz normale Wahnsinn.

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Dieser Winter hieß Warten. Warten auf Sonne, Warten auf Schnee und noch mehr Warten auf die perfekte Schneekonsistenz. Und das Schlimmste: Warten auf die Tage, an denen diese drei Faktoren tatsächlich miteinander harmonieren und noch schlimmer: man auch noch gesund ist und die Zeit hat, um diese Tage nicht nur über die Webcam oder anhand von Tourenberichten Anderer digital zu betrauern.


Wochenendalpinismus: keine unstressige Angelegenheit. Aber was tut man nicht alles für ein paar Stunden im Rausch. Ausruhen kann man sich schließlich nach dem Leben lang genug und davon hat man ja bekanntlich nur eins.
Mittwoch: der Wetterbericht verspricht allerfeinstes Weiß-Blau-Wetter für das Wochenende. Partnerin bequatscht, One-night-Appartement mit viel Glück ergattert, drei schlaflose Nächte, weil die geplante Tour und alle Eventualitäten, die diesen Plan stören könnten, hundertmal im Kopf vorgespielt werden, ein bisschen Hypochondrie („Kratzt mir gerade etwas im Hals?
Oh nein!..." „Die Nachbarin hustet – wasch' dir bloß die Hände!") und schon (?) ist es Samstag 4 Uhr 30. Vorpräparierte Schnitten eingeatmet. Ins vorpräparierte Auto gesackt.


Wie seltsam ist doch unser Reisen: CD 1 – Schluck Kaffee – CD 2 – Schluck Kaffee – CD 3
– Schluck Kaffee – CD 4 – Besser keinen Kaffee mehr – CD 5 – Sonthofen!
Sonthofen. Mit der seit Monaten bekannten erdrückend grauen Wolkenhaube. Wenn Träume sterben… Aber der Wetterbericht, hat doch… Hat er auch. Nämlich Recht. Riedberger Pass – 1400m – blauer Himmel! Und wie in alten Zeiten, von denen die Eingeborenen so gern sinnieren, vor der Klimaerwärmung in Bayern, wird die Passstraße von einer autohohen
Schneemauer gesäumt. Und unser Auto sagt: Benzin gleich alle. Weil der Fahrer – also ich – der Meinung, dass 10 Minuten Tankstopp einfach zu viel Verzögerung, einfach nicht mehr drin. Der Kaffee eben.
Also noch ein bisschen gebangt – keine Reise ohne Hindernisse – und nach Balderschwang gerollt. Ziel: Siplingerkopf und Heidenkopf.

Steil hinauf zum Heidenkopf. Abfahrt in den "Geburtskanal".


Einmal Felle auf die Ski, einmal Felle auf das Splitboard und als ich mich das erste Mal umdrehe, sehe ich meine Begleitung als kleinen lila Punkt in der weißen Landschaft. Kaffeeüberdosis.

Schöne weite und freie Almflächen von angenehmer Steigung, selten mal eine zwingende Spitzkehre, Südhang, Firn, ja und ab und zu auch mal ein Harschdeckel. Allein ist man natürlich bei so einem Wetter, auf das Tausende seit Monaten warten, nicht. Aber es hält sich in Grenzen. Ein paar abgegangene Bodenlawinen sind zu bestaunen, doch die gefährden den Tourenverlauf nicht. Das letzte Stück soll an eine Halfpipe erinnern, ich assoziiere eher einen Geburtskanal, der rückwärts beschritten wird. Ein kleiner Grat und Siplingerkopf. Panorama: es scheint, als ob man Bände damit füllen könnte, die Namen aller sichtbaren Gipfel aufzuschreiben.
 

Abfahrt: Pulver im Dauerschatten, Firn in der Sonne, Harsch im Halbschatten garantieren Abwechslung und sorgen dafür, dass die Pulverstellen in besonders weiten Bögen gesurft werden – *ffffffhhhhsch*. Die Begleitung klagt über brennende Oberschenkel, schwere Bindung und Drei- statt Vierschnallenschuhe, während ich und vor allem mein Kopf g

erade in die Welt des weißen Glücks abdriften. Nach der Abfahrt sammeln, cool down, auffellen und den etwas steileren Hang zum Heidenkopf im Zickzack hinauf. Aus kleinen Flysch-Türmen – ein mehr schlecht als recht zusammengeklebtes Konglomerat, an dem man wohl auch Klettern können soll *grusel* – ist sein Gipfel aufgebaut. Und die späte Nachmittagssonne überzieht die 

Landschaft mit gelbem Gold.

 

Gipfel-Chillen auf dem Heidenkopf.

Tag 2: wieder lastet eine Dunstmütze über den Dörfern. Ist der Morgen in Grau getunkt, ist es unvorstellbar, dass der Tag noch Farbe sieht. Denn Farbe braucht Licht. Start Gunzesrieder Säge – plötzlich wie abgesägt die Nebelmauer hinter uns und vor uns die Tour voller von der Sonne funkelnder Kristalle. Ein unverwechselbares Geräusch, wenn die Felle über das Weiß gleiten. Als würde der Schnee schreien. Zwei etwas steilere Hänge, sonst gemütliches vor sich hingleiten. Am Schlusshang sind die Augen bereits auf der Abfahrt und scannen den Hang schon nach der perfekten Möglichkeit. Gipfelrast. Aber wo beim Klettern der Gipfel das Ziel und die Rast auf selbigem deshalb meist besonders intensiv ausgekostet wird, beim Ski- ergo Splitboardtouren ist man auf dem Gipfel eher umtriebig. Wie beim Betrachten einer leckeren Süßspeise: Vorfreude ist die schönste usw., aber letztendlich macht nur Essen satt.


Die Abfahrt wie dahingeträumt. Eine Woche nach dem letzten Neuschnee finden sich sogar noch unverspurte Areale voller Pulver. Surfe ich gerade auf dem hinteren Zehntel meines Boards? Aber der weiche Tiefschnee verzeiht alles. Man landet sanft und Verkanten ist ein undenkbares Fremdwort. Auch die Partnerin heute ob der Verhältnisse beglückt, damit quasi Glück 1 plus Glück 2 gleich doppeltes Glück. Oder eben: Im weißen Rausch.

 

Wei�er Rausch in weiten H�ngen.

Weitere Bilder und weitere leichte Skitouren in den Allgäuer Vorbergen gibt's auf

www.bergstille.de zu bestaunen ;-)
Ted Schirmer
 
 
 
 

 

 


 

 

 

 

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