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Alpenverein Trier


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Tourenberichte

 

Dents du Midi, Montblanc du Tacul und Domes du Miages

Es hat sich auch diesmal wieder bewährt, die kleine Gruppe mit Sabine, Bruno und Rupert trafen sich - diesmal Sonntags - in Martigny, um zum Lac Salanfe aufzusteigen. Ziel waren die Dents du Midi, eine Berggruppe, die einem auffällt, wenn man von Bern kommend hinunterfährt zum Genfer See, gewissermaßen hinter dem See gegenüber von Montreux. Auf etwas abenteuerlichen Fahrstraßen kommt man von Süden her recht weit hoch zu einem Camping- und Parkplatz, von dem es noch eineinhalb Stunden zum Stausee und der dabei liegenden Hütte Refuge Lac Salanfe geht.

Die erste Tour führte von der Hütte etwas westwärts am Stausee entlang auf angenehmem – laut Sabine "Wellness-Pfad" - auf den Übergang ins Valle d' Illiez, vom Joch aber über einen wirklichen Geröllhaufen 750 m höher auf die Haute Cime, 3257 m, unseren ersten Gipfel. Der hatte den ganzen Tag kein Einsehen mit den Fotografen und den Fernsicht-Süchtigen und behielt bei sonst strahlendem Wetter einfach seine Wolkenmütze auf, um uns die berühmte Fernsicht zum Montblanc und ins Berner Oberland konsequent zu verderben. Die zu den Dents du Midi gehörenden Gipfel sehen nahezu alle recht imposant aus, erfordern aber in der Mehrzahl wohl längere Kletterpartien.

Beim Abstieg musste Jürgen dann doch erkennen, dass das Durchgehen von Weidegattern und Weidezäunen besser auch in die FÜL-Grundausbildung eingebaut werden sollte. Da der Schweizer Weißwein auf dieser Hütte zu moderaten Preisen angeboten wurde, konnten wir dann mit der nötigen Motivation uns auf die nächste Tour vorbereiten. Am anderen Morgen war ein Gipfel etwas südlich des Sees geplant, der Le Luisin (2.785 m ). Es ging auf Wanderwegen hinauf, Steinböcke spielten perfekt die Fotomodelle und vom Gipfel konnte man dann nicht nur den anspruchsvollen Klettersteig von der anderen Bergseite einsehen, sondern auch recht gut über die ganze Montblanc-Seite Orientierung üben – was ist welcher Berg und wo ist wieder der Rochefort-Grat ??.

Wir sind dann direkt an der Hütte vorbei zu unseren Autos, wieder ins Tal und ebenso weiter nach Chamonix gefahren. Glücklicherweise hatten wir unsere Übernachtung im Hotel vorbestellt, denn unser Versuch, für den nächsten Abend einen Platz auf einer der vorgeplanten Hütten – wir wollten aufs Refuge Conscrit – zu reservieren, hat bei allen echte Heiterkeit ausgelöst. "Es sind noch Ferien, und das schönste Bergwetter des Sommers angekündigt" war die Begründung für überbelegte Hütten. Wie gewohnt kommt dann Plan B zur Anwendung: Wir fahren auf die italienische Seite und gehen – besser fahren – auf die Turiner Hütte (Refugio Torino), wo wir dann alle auch einen Schlafplatz und italienisches Essen bekommen. Die Hüttenhöhe ist zwar für Jürgens Vorstellung von Akklimatisation zu hoch – aber mit etwas Weißwein ist die Schlaffähigkeit in jedem Fall herzustellen.

Mittlerweile ist es schon Mittwoch unserer Tourenwoche, als wir zur Tour Ronde aufbrechen. Weil alle Tourenbeschreibungen immer noch den Aufstieg durch das, den Trierer Bergsteigern allzu schlecht in Erinnerung bleibende, Couloir empfehlen und obwohl im Bergführerbüro in Chamonix ausdrücklich vor dem Weg durch diese Bergflanke gewarnt wird, und auch wenn im Minutentakt dort Brocken von oben runterkommen, sind immer wieder Bergsteiger in dieser Route unterwegs. Wir wollen von Westen über den Grat auf den Gipfel und holen weit aus bis zum Einstig auf den Grat. Schon kurz nach den ersten Kletterpassagen zeigt sich, dass wir es als Vierergruppe mit sorgfältigen Sicherungstechniken nicht in akzeptabler Zeit schaffen werden, den Gipfel zu erreichen. Als dann auch noch offensichtlich eingerichtete Standplätze bei Belastung abbrechen, verlässt uns der Drang zum Gipfel und wir brechen den Aufstieg zur Tour Ronde ab. Scheinbar hat dieser Berg was gegen Trierer.

Wir nehmen die Aiguilles d' Entreves (3600 m) auf dem Rückweg mit, die aus richtig festem und großem Blockwerk aufgetürmt ist. Sabine will sogar Rosenquarzklumpen gesehen haben – hat das aber erst richtig realisiert, als ein Mineraliensammler auf der Hütte davon erzählt hat.

Der nächste Morgen beginnt um 4.30 h und mit leichtem Regen, obwohl der Wetterbericht den schönsten Bergsommertag des Jahres vorhergesagt hat. Der Regen hat sofort aufgehört, als Jürgen seine Regenüberhose anhatte und wir konnten bei strahlendem Sonnenschein unseren Weg durchs Valle Blanche nördlich in Richtung Aiguille du Midi gehen. Wir bogen dann natürlich nach Wesen ab, um uns an den Aufstieg zum Montblanc du Tacul zu machen, eine "nur" 650 Höhenmeter hohe Gletscherwand in langen, endlosen Serpentinen. Eine Passage, die im nachhinein drei Wochen später 8 Menschen das Leben kostete. Wir hatten keine Schwierigkeiten und erreichten um 11.00 h den Gipfel mit 4.258 m. Und Bruno war überglücklich, dass es ihm nach mehreren Jahren mit Tourenabbrüchen und gesundheitlichen Problemen wieder ohne Schwierigkeiten zu einem 4.000er gereicht hat. Das hat uns aber den Rückweg zur Turiner Hütte nicht erspart, weil es ja da auf dem Gletscher recht tiefe Täler und ebenso hohe Gegenanstiege gab. Der Tag war also lang und mein eigenes Sonnencreme-Experiment erfolgreich – ich hatte (wieso nur ?) nur die eine Hälfte des Gesicht mit Sonnencreme versehen und wirklich die andere Gesichtshälfte richtig verbrannt.

Am nächsten Morgen ging es gemächlich die unendlich lange Treppe von der Hütte zur Seilbahnstation hinunter und ins Tal. Eine kleine Wanderung im Val Veni auf der Südseite des Montblanc ließ die harten Muskeln des Vortags vergessen. Zurück nach Chamonix konnten wir wieder im Hotel übernachten. Sabine und Bruno hatten Familienfeier-Termine und fuhren dann nach Hause. Jürgen und ich versuchten, einen Hüttenschlafplatz auf der Conscrit-Hütte zu kriegen und wurden auf Sonntag-Abend verwiesen. Also war doch die Tour auf die Aiguille du Belvedere zu machen, die Jürgen im Vorjahr wegen Zehenbruch nicht mitmachen konnte. Der Berg heißt zu Recht "Schöne Aussicht", denn bei strahlendem Sonnenschein ist man da gewissermaßen "auf gleicher Höhe" mit dem Montblanc und der ganzen Bergkette drum herum.

Sonntag Morgen dann mit dem Auto auf die Westseite des Montblanc nach Contramines und von dort in einem etwa sechsstündigen Aufstieg zu der über dem Glacier Tre de la Tete liegenden Conscrit-Hütte. Etwas spektakulär sind die etwa 30 m hohen Eisenleitern an der sehr steilen Felswand am Beginn des Gletschers. Unser Ziel war von Anfang an die Domes de Miage, eine mit Firngraten verbundene Gipfelkette, westlich der Aiguillle de Bionassy. Es war nach dem Wetterbericht mit schönem Wetter zu rechnen, bis auf die Bemerkung eines Bergführers, dass wir auch die zu erwartenden Windgeschwindigkeiten registrieren sollten.

Nach einem unschwierigen Aufstieg über den Gletscher auf den Col de Miage hatten wir dann den ersten Eindruck von den im gleißenden Sonnenlicht leuchtenden Firngraten und stiegen dann zuerst auf den östlichen der Domes de Miage (3.670 m). Der weitere Weg führt dann nach Westen über recht spektakuläre Grate und über mehrere Gipfel zurück in Richtung Hütte. Was wir befürchteten trat dann auch ein: plötzlich aufkommende Windböen mit tatsächlich Geschwindigkeiten von 100 km/h – wie angekündigt - machten es unmöglich, auf dem Grat zu gehen. Nachdem wir den schon gegangenen Weg vorsichtig zurückgingen um wieder ins Joch und auf den Gletscher absteigen zu können, mussten wir die so schöne Tour über die Gipfelhöhen und Grate abschreiben und auf unserm Aufstiegsweg wieder zur Hütte zurück. Ein Trost bleibt, wir waren auf zwei von vier der Gipfel und ein bisschen auf den Graten unterwegs.

Der Abstieg war dann Routine und ließ uns entspannt in Chamonix ankommen, einen Abend lang über zukünftige Touren nachdenken und die Rückfahrt für den nächsten Tag vorbereiten. An dieser Stelle "Danke" an Alle und an den Wettergott, der uns so schöne Bergtage geboten hat.

Rupert Binnig

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